Ich geh doch nicht mit jedem mit

Im evangelischen Gemeindehaus in Burgbernheim fand ein Vortragsabend statt zum Thema „Wie stärke, begleite und erziehe ich mein Kind, um es vor Übergriffen zu schützen?“ Einge-laden hat der Kinderschutzbund des Kreisverbandes Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, der Familienstützpunkt Illesheim und die integrative Kindertagesstätte Arche Noah. Über 30 inte-ressierte Eltern aus dem gesamten evangelischen Dekanatsbezirk Bad Windsheim nahmen an der Veranstaltung teil.

Referent des Abends war Christian Höllfrisch. Als gelernter Erzieher, hat er später soziale Arbeit studiert und ist heute als Geschäftsführer beim Kinderschutzbund in Nürnberg angestellt.

Durch seine zugewandte und offene Art zog der Sozialpädagoge die Zuhörer/innen gleich in seinen Bann. An den Anfang stellte er die Begriffe Sicherheit, Vorbild, Struktur und Prävention als Eckpfeiler seiner Ausführungen. Ohne soziale Kontakte und körperliche Nähe vereinsamen Menschen und können sogar sterben, stellte Herr Höllfritsch klar. Sicherheit bedeutet, dass Kinder starke Eltern brauchen.

Durch anschauliche Bildkarten mit unterschiedlichsten Stichworten sollten die Teilnehmenden drei Begriffe wählen, die ihnen am wichtigsten in der Erziehung von Kindern sind. Über die Prioritäten im pädagogischen Handeln sollten sich Eltern in der Familie immer wieder unter-einander austauschen. Dann stellte Herr Höllfritsch die Pyramide der Einflussnahme vor. Eine gute Vorbildfunktion der Eltern verhilft zum größten Erfolg bei der Erziehung. Hingegen haben gute Ratschläge den geringsten Einfluss auf eine Verhaltensänderung. „Kindliches Lernen gelingt auch durch stolpern, scheitern oder Umwege,“ so der Referent. Es ist legitim, den Kin-dern zu sagen: „Ich halte dein Verhalten so nicht aus, entscheide, wie du dich verhältst.“ Es ist immer wichtig, mit Kindern bei unangemessenem Verhalten ins Gespräch zu gehen. Das Er-wachsenenverhalten und ein „Nein“ muss Kindern klar erklärt werden.

Wenn Kinder ihre Emotionen wahrnehmen und äußern können, sind sie gut geschützt. Es gibt nicht gute und schlechte Gefühle, sondern eher starke und intensive Gefühle, erläuterte der Referent. Es ist wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass jedes Gefühl erlaubt ist, aber nicht alle Handlungen! Dazu gibt es je nach Umfeld spezifische Regeln. Der Erwachsene hat die „Mehr-macht und Mehrkraft“, dass diese vereinbarten Regeln eingehalten werden. Der Referent appellierte, den Kindern zu erklären, was der Unterschied zwischen guten und schlechten Gefühlen ist. Gute Gefühle machen keine Angst und schlechte Gefühle fühlen sich doof an. Einen 100 %igen Schutz gibt es jedoch vor unangenehmen Situationen nicht.

Bei Missbrauch und Übergriffen ist die größte Gefahr für Kinder der familiäre und nachbar-schaftliche Nahbereich und nicht der unbekannte Fremde. Der Referent erläuterte, dass statistisch gesehen in der Klasse zwei Kinder von sexuellem Missbrauch betroffen sind. Kinder müssen frühzeitig erspüren, was sich komisch anfühlt. Als Lösungsstrategien für „komische Gefühle“ nannte der Sozialpädagoge: laut Nein sagen und Fremde siezen mit „Lassen sie mich in Ruhe“ – das fällt auf. Kinder sollen immer erfahren, wenn ich etwas brauche, bekomme ich Hilfe, um so eine lebensbejahende und frohe Lebenseinstellung zu bekommen.

Der Körper des Kindes gehört dem Kind. Jedes Kind soll die anatomisch korrekten Bezeich-nungen für alle Körperteile kennenlernen. Das Kind entscheidet, wer es berühren darf. Dies gilt ebenfalls für einen Frisör- oder Arztbesuch. Erwachsene sollen Kindern durch ihr Vorbild ver-mitteln: Ich mag meinen Körper. Dies stärkt ein positives Körpergefühl beim Kind.

Auf zahlreiche Fragen der wissbegierigen Teilnehmenden ging Herr Höllfritsch ausführlich ein. Kita-Leiterin Anita Schnotz bedankte sich mit einem Präsent bei Christian Hölltrisch. Ein beson-derer Dank gilt vor allem Giesela Heusinger-Herz als Vorsitzende des Kinderschutzbundes Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. Dieser hat die Referentengebühr in voller Höhe finanziert.